top of page

Theorie

Kulturelle Rhythmen sind als historische, narrative und konkret-ma- terielle Phänomene zu fassen. Theater wird Sammlungs- und Trans- mutationsort dieser Ebenen. Es ist Ereignis einer Bündelung, nicht Ausstieg, Urlaub, Freizeit. Im Ereignis wird die Dominanz kultureller Rhythmen erfahrbar, die auch auf die vermeintlichen Kontrapunkte von Droge, Rausch, Revolution, von Theater ausstrahlen. Gleichzeitig ist der konkrete Erfahrungsraum Theater ernster Spielort dieser Rhythmen: Kampf der Körper um ein Partizipieren an der Musik des Alltags, Kampf der Sprache nach Verwandlung soufflierter Texte, Arrangement von Verstreutem, zur Provokation von Verdichtungen.

Rythmus

Da Kunst, da Theater ein Erlebnis sein muß, eine Erfahrung eigener Sinne, unbekannten Sinns, eines ungewohnten InderWeltseins, kann es nicht mehr Guckkastentheater sein, verlangt es Raumgestaltung. Räume sind spezifische Fundstücke, Raumgestaltung ist Intensi- vierung, Brechung, Bündelung. Der radikalste Eingriff ist völlige Dun- kelheit, in der sich der Zuschauer seines Gesichtssinns beraubt sieht, d.h.seiner gewohnten Orientierung- und Urteilsform, seines Gleichgewichtsinns, seiner konstitutiven Hierarchie der Sinne. Er erlebt sich als hörend, fühlend, riechend und vor allem als projizie- rend, als klischeegeleiteter Spinner, als Entwerfer, als Sinnstifter.

Raum

Theater ist das dem Zeichen fremdeste Medium.

Es produziert Unsinn, Schweiß, Tragik. Der Körper, Objekt par excellence von Vermessungsversuchen, kann hier unter massiver Beobachtung durch Publikum, Regie, Kameras seine fragile Existenz erproben.

Körper

Material ist ungesehen, weil zu übersehen. Material hat Dauer, es ist das Andauern bis zum Widerstand von Dichte. Theater als Verfremdungsmaschine kann es dem Erleben zugänglich machen: Tischholz und Leitplankenstahl; Gliederprellung und Muskelermüdung; Dokumenttextunwiederholbarkeit, Gebrauchsanleitungsunsprechbarkeit, Anordnungsartikelgewalt; Affektfleisch und Bestuhlungsbeugung.

Material

Raum- und Zeitanordnung: Versuchsanordnung. Jenseits einer Narration, die uns mitreißt und das eben Gewesene als sinnvoll schon wieder vergessen lässt, beharrt die Installation. Sie ist Verlangsamung. Sie ist eine Anordnung, zu der der Besucher dazu gehört. Sie umfasst ihn mit ihrer Länge und ihrem raumgreifenden Rhythmus. in ihrem Voranschreiten, in ihrer Dauer, in ihrem Fortdauern verlangt sie eine Positionierung.

Instalation

Die wenigsten Orte, an denen wir uns aufhalten, begreifen wir als unsere Orte. Es sind Supermärkte, Tankstellen, Flughäfen etc. aber auch solche: vor dem Fernseher, am Telefon etc. Jenseits und vor aller Funktion sind diese Bauten und modernen Land- schaften aber Umwelten, sie sind unsere Welt, in der wir verwei- len, erleben, nichts erleben. Die Inspiration wächst aus dieser Per- spektive, aus einem Beharren, aus einer Entscheidung zum Erleb- nis dessen, was in seiner Funktionalität und Repräsentationalität aufgehend abwesend sein soll. Verlangsamung als Methode sprengender Analyse und intensivierender Kunst.

Umwelt

bottom of page